Verteilung der humanitären Hilfe im November in Israel

Unser Dienst in Israel unterstützt weiterhin die verletzlichen und älteren Menschen, die in Israel leben. Trotz der Härten durch Einschränkungen und Krankheit ist Gott unser Fels und unsere Erlösung - und das ist der Glaube, den wir mit russischen Holocaust-Überlebenden und ehemaligen Gefangenen der Ghettos teilen. Jesus ist unsere allgegenwärtige Hilfe - Emmanuel, Gott mit uns.

Diesen Monat teilen wir mit Ihnen die Geschichte von zwei Überlebenden, denen wir helfen, Dora Roif und Abraham Lebowicz.

Die Geschichte von Dora Roif

Ich wurde 1931 in Yampolsk/Vinnytsia Region in der Ukraine geboren. Mein Vater musste 1941 an die Front. Danach kamen die Faschisten und die Juden wurden im Ghetto zusammengetrieben. Auch wir wurden ins Ghetto gebracht. Meine Mutter mit meiner dreijährigen Schwester auf dem Arm, mein 5-jähriger Bruder lief alleine mit seinem Kissen unter dem Arm und ich ein 10-jjähriges Mädchen. Wir weinten sehr aber niemand hatte Mitleid mit uns.

Sie haben unsgewaltsam zum Güterzug gefahren. So schnell wie nur möglich musste ich in den Güterwagen einsteigen, da sonst die Kinder hineingeworfen wurden. Viele der Kinder starben durch diese unmenschliche Behandlung. Meine Mutter war groß und stark, sie half uns in den Güterwagen zu kommen.

Es waren so viele Menschen in einem Waggon, dass kaum Luft zum Atmen war. Die Kinder weinten bitterlich, manche mussten zur Toilette aber dafür gab es keine Möglichkeit. Es ist ein Wunder, dass wir nach einer solchen Reise noch am Leben waren. Wir kamen zu einem Steinbruch aber dort waren nur drei Gefängnisse, so fuhren uns die Nazis an einen See um uns zu ertränken.

Ich sprach ja sehr gut ukrainisch und began laut zu weinen: „Ich bin nur 10 Jahre alt! Ich will leben!“ Da waren ukrainische Polizisten und ich sagte zu ihnen: „Ihr habt auch Kinder! Ich will leben! Ich weinte und weinte, „Du weißt, dass auch ich aus der Ukraine komme, ja wir kommen aus derselben Stadt! Du hast auch Kinder und die wollen leben und auch ich genau wie deine Kinder! Was habe ich denn falsch gemacht?“ Mein Schreien rettete uns, sie haben uns nicht ertränkt!.

Sie fuhren uns zurück in einen Keller. Es waren ca. 100 Menschen dort, man konnte kaum atmen oder essen. Die Ukrainer hatten Mitleid mit uns, sie haben uns in diese drei Gefängnisse verlegt. Sie gaben uns einige Räume in denen 6-7 Familien lebten. Dann brachten sie uns in ein anderes Dorf. Es war so sehr hart. Meine Mutter und ich arbeiteten sehr hart um uns selbst zu ernähren. Es dauerte 4 Jahre, von 1941 bis März 1944.

1944 wurden wir entlassen und konnten zurück nach Hause. Es war sehr sehr schwierig. Es waren keine Nazis mehr da aber der Hunger begann. Mama sammelte Eicheln und machte Pfannkuchen daraus. Wir waren so ausgezehrt und müde, ich konnte nicht zur Schule gehen. Ich war in der fünften Klasse, war aber so schwach, dass ich die Schulbücher nicht lesen konnte, die Buchstaben verschwammen ständig vor meinen Augen. Doch wir waren unendlich froh noch am Leben zu sein!

Gab es da Antisemitismus? Ja, Antisemitismus hat es schon immer gegeben. Wir waren die einzige jüdische Familie in unserem Dorf, doch wir haben immer versucht den Armen zu helfen obwohl wir selber nicht reich waren sondern hart arbeiteten. Wir wurden respektiert. Ich habe mich nicht darum gekümmert; ich wusste, dass sie immer „Jüdin“ zu mir sagen konnten.

Doch wenn ich dieses Wort von meinen ukrainischen Kollegen hörte, rief ich sie zusammen und sagte: „Mädchen, ich bin mit euch verwandt.“ Sie haben es nicht verstanden. Ich sagte zu ihnen: „Jesus Christus war Jude und ihr glaubt an Ihn, ihr habt einen jüdischen Gott erwählt! Warum sagt ihr „Jüdin“ zu mir?“ Sie entschuldigten sich. Das ist meine Geschichte.

Ich habe Medizin studiert und eine Job in einem Krankenhaus bekommen. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder und sechs Enkelkinder. Nach Israel kam ich 1999 im Alter von 69 Jahren, arbeitete als Krankenschwester um kranken Menschen zu helfen.

Ich glaube an Gott. Alle meine Verwandten waren sehr religiös. Meine Großmutter konnte im Alter von 60 Jahren aus einem Konzentrationslager fliehen und überleben. Meine Mutter wurde 79 Jahre alt. Ich bin jetzt 90 Jahre alt. Ich habe vielleicht ein sehr hartes Leben gelebt. Auch nach dem Lager war es sehr hart. Heute erzähle ich meine Geschichte meinen Kindern, Enkeln und Urenkeln, damit sie es wissen und es nicht vergessen wird.

Hier fühle ich mich wie eine Prinzessin. Als der Dienst von David Hathaway begann uns zu helfen, Treffen zu organisieren, ja tägliche Hilfe zu bringen, fühlte ich mich so gesegnet. Ich bin so glücklich durch die Veranstaltungen die sie organisieren, ich gehe zu jedem Treffen. Auch ihre finanzielle Unterstützung hilft sehr. Miteinander zu sprechen ist auch so sehr wichtig. Wir kommen zusammen, unterhalten uns, spüren Liebe und Fürsorge. Herzlichen Dank!

Das Zeugnis von Abraham Lebowicz

Ich wurde am 14.Oktober 1928 in dem Dorf Velikiye Komyaty. Es war das größte Dorf in den Unterkarpaten bezüglich auf die jüdische Bevölkerung. Alle 70 Familien hielten sich an die jüdischen Traditionen und Rituale. Die lokale Bevölkerung behandelte die Heiden mit Respekt für ihre harte Arbeit und Hilfe.

Die Familie Lebowicz hatte viele Kinder. Vater Isaac arbeitete als Zimmermann, Mutter Khava war Hausfrau und zog 10 Kinder groß, 6 Söhne und 4 Töchter. Ich ging zur Schule und liebte die Musik sehr. Ich spielte Geige und habe bereits mit 6 Jahren an Konzerten teilgenommen. Dann war plötzlich Krieg!

Sehr gut erinnere ich mich an den schrecklichen Tag als alle Juden des Dorfes in das Ghetto Irshava getrieben wurden, es geschah am zweiten Tag nach dem Passafest. Nach einiger Zeit wurden die Juden in Lastwagen verladen und nach Westen gefahren, wie sich später herausstellte nach Auschwitz/Polen. Nach dem Absteigen vom LKW wurde sofort mit der Sondierung begonnen, Erwachsene links und die Kinder rechts. Hier meine Brüder, Schwestern und ich sahen unseren Vater das letzte Mal.

Maurcie und ich sahen wie er und andere zum Krematorium gefahren wurden. Zwei Tage später war ich in einer Gruppe von Häftlingen die in die Konzentrationslager nach Buchenwald/Deutschland gebracht wurden. Dort bekam ich die Nummer 55452, die mich mein ganzes Leben lang bis heute begleitet.

Wirklich Schreckliches erwartete uns im Konzentrationslager, Dora Mittelbau, einem Außencamp von Buchenwald. Es war ein Straflager in dem die Häftlinge schwer arbeiten mussten, ständig zusammengeschlagen wurden und es war nicht erlaubt zu essen. Sehr bald wog ich nur noch 33kg. Diejenigen, die noch laufen konnten, wurden in andere Haftanstalten zur Arbeit getrieben. Ich wurde in zwei andere Lager verlegt, wo wir in Tunneln Eisenbahnschienen verlegen mussten. Diese Lager befanden sich auf deutschem Gebiet.

Am 24.April 1945, als sich die russische Front näherte, wurden 120 Häftlinge, darunter auch ich, in Güterwagen nach Bergen-Belsen transportiert. Vom Bahnhof bis zum Camp waren es 7 Kilometer. Wer auf dem Weg hinfiel wurde sofort erschossen. Dort angekommen waren nur noch 6 Menschen am Leben. Britische Soldaten brachten uns dann die Freiheit. Sie brachten uns in die Baracken und wir bekamen ordentlich zu essen. Wir brauchten mehrere Monate um uns einigermaßen zu erholen. Am 1. August 1945 konnte ich in die Ukraine zurückkehren und lebte dort zusammen mit meiner Schwester. Hier studierte ich in einer Fabrikschule und arbeitete als Tischler. Doch in meinen Gedanken war immer noch die Musik, die ich von Kindheit an liebte. So absolvierte ich die Chernivtsi Musikschule und das Musikkonservatorium. Danach habe ich in der Armee gedient. Es ist ebenfalls ein Wunder, dass meine Frau Faina im grausamen Ghetto Dzhurin/Ukraine überlebt hat. Wir träumten beide davon nach Israel auszureisen und zusammen mit unserem Sohn haben wir das auch geschafft. In Israel wurde Faina eine berühmte Pianistin und ich arbeitete als Cello Lehrer.

Wir sind dem Dienst von David Hathaway und der Hilfe die sie uns leisten von Herzen dankbar. Wir können uns mit ihnen zusammen treffen, reden, tanzen und zusammen musizieren. Vielen Dank auch, dass sie uns Gott näher gebracht haben. Seien sie gesegnet für all die guten Dinge die sie an uns tun!